Kurze Nächte und lange Tage: Es ist Sommer! Am 1. Juni feiern wir den meteorologischen Sommeranfang, der astronomische folgt in diesem Jahr am 20. Juni.
Und in der Natur? Bei einigen Vogelarten ist die Brutzeit bereits abgeschlossen und es wird ruhiger. Andere Arten, wie der Zaunkönig, beginnen jetzt mit der zweiten Brut.
Nun beginnt die Hochzeit der Sechsbeiner und der erste Teil des großen NABU-Insektensommers findet im Juni statt.
Im Kalender graben wir diesmal tiefer und schauen, welche Geheimnisse sich dort verstecken: Wir richten den Blick auf die Chronologie im Boden.
Die Juni-Themen: • Was erzählt Boden von früher? • Aktivitäten: alte Nachricht, falsches Fossil • Hintergrundwissen zu den Entdecktipps • In Berlin: Plastikverpackungen in Natur und Recycling • Wie gefällt Ihnen der Kalender? • Tipps: Insektensommer und Materialpaket
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Was erzählt Boden von früher?
Jeder Boden erzählt Geschichten über vergangene Zeiten, darum ist er ein bisschen wie ein Archiv: Hier werden Informationen der Natur- und Kulturgeschichte gespeichert, allerdings sind sie recht schwer zugänglich. Man benötigt das richtige Wissen, um die Informationen abzurufen, vergleichbar mit einer Kassette, für die man einen passenden Rekorder benötigt. Aus dem Boden kann man sogar ablesen, ob er mal umgegraben, gepflügt und beackert wurde, welche Pflanzen hier mal wuchsen und wie früher das Klima war. Je nachdem, wie das Klima ist, laufen im Boden unterschiedliche Prozesse ab. Herrschen z.B. ganzjährig warm-feuchte Klimabedingungen wie in den Tropen, ist der Boden rostrot gefärbt. Vor 15 Mio. Jahren gab es auch in Deutschland Regionen mit tropischen Klimabedingungen. Wird tief genug gegraben, findet man also auch hier solche verfärbten Böden.
Reise in den Erdboden Ganz oben findet man frische Erinnerungen. Verpackungen mahnen uns, Müll richtig zu entsorgen. Abfälle aus Kunststoff z.B. zerfallen zu immer kleineren Bröseln, zu Mikroplastik. Dieses Problem ist uns von den Weltmeeren bekannt, doch in unseren Böden liegt 20 mal mehr Mikroplastik als im Meer! Es kommt vor allem vom Abrieb der Autoreifen, achtlos weggeworfenem Plastikmüll, Granulaten auf Sportplatzbelägen. Auf landwirtschaftlich genutzten Böden führen die Ausbringung von Klärschlamm und der Einsatz von Agrarfolien zum Mikroplastikeintrag. Nanopartikel können von Pilzen und Pflanzenwurzeln aufgnommen werden. Mikroplastik führt auch zu Veränderungen der Bodenstruktur und zur Versauerung von Böden. Es besteht also großer Forschungsbedarf, um die Folgen für Tiere, Pflanzen und Menschen besser einschätzen zu können. Da sich Mikroplastik jedoch nicht aus den Böden zurückholen lässt, müssen dessen Einträge viel besser unterbunden werden. Hoffnung machen Entdeckungen von Lebewesen und Enzymen, die bestimmte Kunststoffe verwerten können. Eine Lösung für das Mikroplastikproblem stellt dies aber in keinster Weise dar. Etwas tiefer im Boden erinnert eine verlorene Bombe an den Zweiten Weltkrieg. Und wie sind die Münzen der Wikinger hierher gelangt? Haben sie hier Waren gekauft? Die alten Römer nutzten Vasen als Behälter für Wasser, Wein, Salz und vieles mehr. Ob diese Speerspitze aus der Steinzeit stammt?
Noch etwas tiefer ist eine Schicht Kohle sichtbar. Sie entstand durch das Absinken abgestorbener Pflanzen in sumpfigen, nassen Gebieten. Im Sumpf gab es kaum Sauerstoff und keine Bakterien. Die Pflanzen wurden nicht zersetzt, sondern in Torf verwandelt. Im Lauf von Jahrtausenden wurden diese Moore und Sümpfe von Ozeanen überflutet, die viel Sand und Geröll mitbrachten und ablagerten. Dieser Prozess wurde zigmal wiederholt: Mal lagerten sich Gesteine ab, dann wieder abgestorbene Pflanzenreste. Durch den Druck der auflagernden Massen wurde das Wasser aus den Torfschichten herausgepresst. Zusammen mit höheren Temperaturen und biochemischen Prozessen wurde aus Torf Braunkohle. Die Kohle sackte immer tiefer. Der Druck und die Temperatur nahmen weiter zu – aus der Braunkohle entstand Steinkohle.
Und wie ist das Fossil des Tyrannosaurus Rex hier in den Boden gelangt? Eigentlich lebte diese Dinosaurierart nur im heutigen Nordamerika, aber weil er bei den Kindern so beliebt ist, ist sein Fossil bei uns im Kalender zu Besuch. Fossilien sind Überreste von Lebewesen, die vor langer Zeit gelebt haben. Oft sind nur Abdrücke von Pflanzen oder Spuren von Lebewesen wie deren Fährten erkennbar, nicht jedoch die Pflanzen oder Lebewesen selbst.
Die Infografik zeigt die typische Entstehung eines Fossils: Tiere oder Pflanzen sterben, sinken auf den Meeresgrund. Dort werden sie von Sediment (z.B. Schlamm oder Sand) bedeckt, sodass kein Sauerstoff an sie herankommt und die Zersetzung oder Verwesung aufgehalten wird. Wenn sich weiteres Material auf dem Fossil sammelt, versteinert es unter dem Druck – ganz ähnlich wie bei der Steinkohleentstehung. Warum aber kann man auf einem Acker mitten in Deutschland Fossilien von Meerestieren finden? Weil die Meere früher anders verteilt waren. Auch in Deutschland gab es in der Vergangenheit oft flache Meere mit Inseln.
Download Infografik |
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1. Alte Nachricht
Material: Papier, Streichholz, Erde, Tee, Kaffee, Wachs, ggf. Flasche für Flaschenpost Dauer: 30 Minuten Sozialform: Kleingruppe
Im Boden liegen Dinge aus früheren Zeiten, aufbewahrt wie in einer Bibliothek. Sie sind nur schwer zu finden. Papier etwa hält sich nicht lange im Boden: Es besteht aus Holz und wird von den Bodenlebewesen zersetzt. Es sei denn, es ist geschützt, zum Beispiel in einer Flaschenpost. Bei diesem Experiment wird Papier so bearbeitet, dass es alt aussieht: geknüllt, mit Kaffee oder Tee bestrichen, die Ränder abgerissen usw. Danach wird eine Botschaft auf dem Papier hinterlassen – vielleicht ein Gemälde von einem Bodenlebewesen? Diese Nachricht wird dann in eine leere Flasche gesteckt und verschlossen im Boden vergraben. Wird jemand sie finden? Mit flüssigem Wachs und einer Münze kann die Post zusätzlich versiegelt werden. Ein Datum auf der Botschaft kann beim späteren Finden ein interessanter Hinweis sein.
Hier geht's zur ausführlichen, bebilderten Anleitung auf unserer Webseite.
Lehrplan Berlin SU: 3.8 Zeit; Kompetenzen: Kommunizieren
Lehrplan Baden-Württemberg SU: Zeit und Wandel; Kompetenzen: Kommunizieren und sich verständigen
Kita-Kompetenzen Experimentelle Nutzung von Schreib-/ Zeichenutensilien; Kreativität entwickeln
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2. Falsches Fossil
Material: Joghurtbecher oder ähnliche Verpackung, Gips, „Fossilien“ (Muscheln, Nüsse, Blüten, Samen, Knochen), Farbe zum Anmalen Dauer: Projekt Sozialform: Einzelarbeit
Zuerst suchen die Kinder einen Gegenstand aus, der zum Fossil werden soll: eine Muschel, eine Nuss oder eine Blüte. Pro Gegenstand wird ein Joghurtbecher oder eine ähnliche Verpackung benötigt. Sie sollte größer als das Objekt sein. Der Becher wird mit einer dicken Schicht Knete gefüllt, in die das Objekt fest hineingedrückt wird. Wenn es wieder herausholt wird, bleibt ein Abdruck. Jetzt wird der Gips in einem leeren Becher angerührt und über die Knete gegossen. Der Gips sollte ca. 2 cm über der Knete stehen, damit er nicht zu dünn und brüchig ist. Bis der Gips durchgetrocknet ist, dauert es etwa einen Tag. Dann kann man den Abguss aus der Form lösen und anmalen. Auf ähnliche Weise lassen sich Gipsabdrücke von Spuren auf dem Boden anfertigen, z.B. von Pfotenabdrücken. Dazu wird beim Joghurtbecher der Boden abgeschnitten und wie ein Ring um den Abdruck gestellt, bevor er mit Gips befüllt wird. Hier geht's zur ausführlichen, bebilderten Anleitung auf unserer Webseite.
Tipp: Die Kinder können die getrockneten Abgüsse noch bemalen und ein kleines Infoschild dafür schreiben – wie im Naturkundemuseum. Was ist es? Wie alt ist es? Vielleicht noch den (erfundenen) wissenschaftlichen Namen ergänzen? Fossil kommt übrigens vom lateinischen Wort „fossilis“, was „ausgegraben“ bedeutet.
Idee für eine weiterführende Aktion: Die Hälfte der Klasse vergräbt ihre Fossilien im Sandkasten. Die andere Hälfte startet wenig später eine große Ausgrabung. Anhand der gefundenen Dinge können sich die Kinder Geschichten überlegen und aufschreiben. Anschließend wird natürlich getauscht und die erste Gruppe kann zur Ausgrabung gehen.
Lehrplan Berlin Kunst: 2.2 Gestalten
Lehrplan Baden-Württemberg Kunst/Werken: Kinder werken; Kompetenzen: Welt erkunden und verstehen
Kita-Kompetenzen Erfahrungen mit Gips sammeln; eigene Werke wertschätzen
Zum Thema Dinosaurier und Evolution finden Sie reichhaltiges Lehrmaterial auf der Pindactica-Webseite: www.lehrmaterial-evolution.de
Der Zeitstrahl der Evolution ist eine Art Puzzle – 9 Meter lang! Und erst am Ende des letzten Blattes erscheint der Mensch. Der Strahl kann auch für die Zukunft weitergezeichnet werden. Download Zeitstrahl.
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Hintergrundwissen zu den Entdecktipps
Der südamerikanische Hoatzin sieht dem Urvogel Archaeopteryx ähnlich. Die Küken des Hoatzins tragen an den Flügelknochen kleine Krallen, mit deren Hilfe sie geschickt im Geäst klettern können. Als Flugkünstler ist der etwa hühnergroße Hoatzin eher nicht bekannt. Ganz ähnlich dürften sich vor 150 Millionen Jahren Urvögel wie der Archaeopteryx fortbewegt haben. Da Vogelskelette teilweise aus luftgefüllten, hohlen Knochen bestehen, überdauern sie den Versteinerungsprozess meist nicht. Darum sind vollständige Fossilien aus der Frühzeit der Vögel relativ selten. Was aber vielfach belegt ist: Auch zahlreiche Dinosaurier trugen ein Federkleid. Dies ist eines von vielen Indizien für die enge Verwandtschaft: Vögel sind Nachfahren der Dinosaurier. Heute zählen Vögel in der Systematik der Lebewesen zusammen mit Reptilien und ausgestorbenen Vertretern wie den Dinosauriern zur Gruppe der Sauropsida. Hühnervögel wie das Auerhuhn (neben dem Hoatzin im Kalender) sind besonders nah mit den Dinosauriern verwandt.
In Brandenburg gibt es ein Wiederansiedlungsprojekt.
In Baden-Württemberg leben Auerhühner nur im Schwarzwald.
Schon bevor es Dinosaurier gab, wuchsen Schachtelhalme – manche über 30 Meter hoch! Es gab ganze Schachtelhalm-Wälder. Auch sie wurden teilweise in Sümpfen konserviert und zu Kohle umgewandelt. Heutige Schachtelhalm-Arten entwickelten sich vor rund 400 Millionen Jahren und zählen damit zu den ältesten Pflanzenarten der Erde. Sie werden häufig als „lebende Fossilien“ bezeichnet, ebenso wie andere seit der Urzeit kaum veränderte Pflanzenarten wie Farne, Riesenmammutbäume, Ginkgos oder auch Tierarten wie Schildkröten, Libellen, Haie, Seeigel, Krokodile und Schnabeltiere. Der heute bei uns vorkommende Ackerschachtelhalm wird nur 30 cm hoch. Seine grünen Triebe stecken ineinander. Man kann sie auseinanderziehen – das können die Kinder einmal ausprobieren. |
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Im Kalender Berlin: Plastikverpackungen
Die meisten Produkte im Supermarkt sind in Einwegverpackungen verpackt, hauptsächlich bestehen diese aus Kunststoffen. In Deutschland fallen in einem einzigen Jahr 18,8 Mio. Tonnen Verpackungsabfälle an (2020). Diese großen Mengen ließen sich leicht reduzieren, indem vermehrt Mehrwegverpackungen eingesetzt werden. In einzelnen Kommunen in Deutschland wurden Steuern auf Einwegprodukte erlassen. Eine sehr wirksame Methode, um Mehrwegsysteme zu fördern.
Auf unserem Tonnenschild heißt es: Plastikverpackungen bestehen meist aus PE oder PET, das sind die Abkürzungen für Polyethylen und – Achtung, Zungenbrecher – Polyethylenterephthalat. Die Sortiermaschine kann genau erkennen, welche Flasche oder Folie aus welchem Material besteht und trennt sie. Alles, was aus Plastik ist, kann deshalb einfach in die Wertstofftonne geworfen werden. Man muss die Sachen nicht spülen, aber Einzelteile zu trennen hilft. Richtig schlecht ist es, wenn Plastik in der Natur liegt. Ein anderes Wort für Plastik ist Kunststoff, ein künstlich hergestellter Stoff. Er ist nicht natürlich. Plastik zerbröselt mit der Zeit in kleine Stücke. Manche Tiere verwechseln diese mit Nahrung und können daran sterben. Außerdem zerbröselt es immer weiter und wird winzig klein. Dann nennt man es Mikroplastik. Das kann man nie wieder einsammeln! Es schadet dem Boden, kann ins Grundwasser gelangen und über die Wurzeln von Pflanzen aufgenommen werden – Pflanzen, die wir vielleicht essen …
Schilder für alle Tonnen gibt es als PDF-Download oder bestellen Sie das Aktivitäten-Set, das alle Schilder und vieles mehr enthält. |
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Einfach kurz und knapp oder auch lang und ausführlich per E-Mail an: info@pindactica.de
Unter allen Einsendungen aus Baden-Württemberg verlosen wir sogar ein Klassenpaket im Wert von 50€ mit Materialien zum Bodenforschen, Stein-Memory, Bastelbögen und vielem mehr. Einsendeschluss ist immer der letzte Tag des Monats. |
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Zum Schluss noch zwei Tipps
Vom 31. Mai bis 9. Juni heißt es wieder: Eine Stunde lang Insekten zählen und das Summen und Brummen in der Umgebung entdecken. Materialien, Bestimmungshilfen und viele Informationen finden Sie auf der Webseite vom NABU-Insektensommer.
Jetzt ein Material-Set sichern: Im September ist der World Cleanup Day. Bewerben Sie sich für ein kostenfreies Klassen-Cleanup-Set. Darin enthalten sind u.a. Warnwesten, Handschuhe, Sticker, Müllbeutel und eine Waage. Bewerbung noch bis zum 21.06.2024. |
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Wir wünschen einen guten Start in den Sommer und viel Freude beim Forschen und Entdecken.
Herzliche Grüße vom Pindactica-Team
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